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Zentralklinik Bad Berka | 14.02.2022

Symptome ernst nehmen, Ursachen diagnostizieren

Bad Berka, 14. Februar 2022 --- Zum heutigen Europäischen Epilepsietag wirbt der Chefarzt der Klinik für Neurologie der Zentralklinik, Priv. Doz. Dr. med. Albrecht Kunze, für einen transparenten Umgang mit der Erkrankung. „Epilepsie ist eine chronische Erkrankung, die gar nicht so selten ist. Der verbesserte Umgang mit Menschen, die Anfälle erleiden, mehr Wissen, wie man als Außenstehender helfen kann und was es bedeutet, mit der Krankheit zu leben, kann für mehr Verständnis sorgen, so Dr. Kunze.

Das Risiko, an Epilepsie zu erkranken, liegt bei rund vier Prozent. Risikofaktoren sind Hirnverletzungen, Schlaganfall, Hirntumor, Hirnhautentzündung sowie genetische Veranlagungen und Stoffwechselerkrankungen. Tritt erstmalig ein Anfall auf, muss die Ursache ermittelt werden. „Dazu gehört ein EEG. Bei dieser Hirnstromkurve weisen extrem steile Wellen auf Epilepsie hin. Die Bildgebung vom Kopf mit dem MRT ist wichtig, um z. B. Einblutungen, Vernarbungen oder Entwicklungsstörungen zu sehen. Das hat einen bedeutenden Stellenwert erlangt. Auch Laboruntersuchungen spielen eine große Rolle, z. B. die Suche nach Autoantikörpern oder Stoffwechselentgleisungen. In Zentren wie bei uns gibt es auch nuklearmedizinische Möglichkeiten. Dabei wird speziell markierte Glukose gespritzt und im PET-CT sehen wir dann, wo der der Ursprung einer Epilepsie liegen kann“, erklärt der Chefarzt.

Auch Laien könnten bei einem Anfall helfen: „So ein Anfall ist eindrucksvoll und sicher auch beängstigend. Wichtig ist, Ruhe zu bewahren und den Patienten in Sicherheit zu bringen, die Bewegungen nicht zu unterdrücken, wenn möglich versuchen, den Betroffenen in die stabile Seitenlage zu legen. Niemals darf während dieses Anfalls etwas in den Mund gesteckt werden, auch keine Beißschiene. In der Regel sind die Anfälle selbst limitierend, also hören von allein auf. Am besten ist es, einen Notarzt zu rufen, gerade auch, wenn der Anfall länger andauert. Den Patienten zu schützen, ist das Wichtigste. Auch wenn es den meisten länger vorkommt: Anfälle dauern ein bis zwei Minuten, selten länger.“

Die meisten Epilepsiepatienten können individuell mit verschiedenen Medikamenten behandelt werden, hinzu kommen operative Möglichkeiten. Die Behandelbarkeit der Epilepsie ist dabei im Allgemeinen gut – die Mehrzahl der Patienten wird anfallsfrei.

Die Diagnose Epilepsie ändert das Leben: Medikamente müssen regelmäßig eingenommen werden. Man braucht einen guten Biorhythmus, muss Schlafentzug und zu hohen Alkoholkonsum vermeiden. Natürlich schränkt es auch die Mobilität ein, wenn man kein Auto mehr fahren darf und erst nach einem Jahr Anfallsfreiheit wieder diese Möglichkeit nutzen kann. Die berufliche Situation muss neu beurteilt werden – gibt es hier Verletzungsrisiken? Urlaub und Sport sind in der Regel keine Problemfelder. Nur bestimmte Sportarten, wie Bergsteigen oder Tauchen, sollten vermieden werden. Wichtig ist aber, dass durch die modernen Behandlungsmethoden die Lebensqualität bei der Mehrzahl der Betroffenen auf Dauer nicht leiden muss.


Zum Thema Epilepsie haben wir im Januar 2022 auch einen informativen Podcast veröffentlicht: PD Dr. med. Albrecht Kunze beantwortet Fragen zum Thema „Gewitter im Kopf – wie kann man Epilepsie behandeln?“

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